ka gmahde wiesn
Nach sechs langen Jahren Schaffenspause veröffentlichen ZUR WACHAUERIN 2016 ihre insgesamt vierte CD. Das Songschreiben ist offensichtlich doch "ka gmahde wiesn".

Der Titel der neuen CD zieht sich wie ein roter Faden durch die elf Stücke - Lebensentwürfe, die nicht ganz geglückt scheinen. "unta an kaasign drascheekeksimond" beispielsweise ist die Waldviertler Version von Romeo und Julia, im Song "im nächstn lebm" wird zu Kalimba-Klängen den vergebenen Möglichkeiten im Diesseits nachgeweint und "a woidviertl am meer" erträumt ein Leben fern von "winter, mauntl und haum". Die titelgebende Nummer "ka gmahde wiesn" erzählt die Geschichte eines Lebens, ohne sich eines einzigen Zeitwortes zu bedienen, wie schon bei den Vorgängeralben ergänzen sich Stimme und Gitarren kongenial. Alles scheint ganz einfach, auch wenn im Song "warum?" die Frage gestellt wird, "warum ois afoche so schwa is?"

Der Bogen spannt sich von dunkelgrauen Liedern, wie "auf da bluadwiesn", die einem Ludwig Hirsch zur Ehre gereichen würden, bis hin zu fröhlich-frivolen Stimmungsaufhellern wie die "waldviertler stanzen". Da bleiben kein Auge und kein Glas trocken bei Versen wie "da koal aus gfö, der is oft in ö, und d'lotte sei frau, is a meistns blau".


Was klingt wie der Name eines Gasthauses, schmeckt aber zu jeder Tages- und Nachtzeit vorzüglich? - ZUR WACHAUERIN!

Wolfgang Kühn (Text, Interpration), Michael Bruckner (Musik, Gitarre) und Fabian Pollack (Gitarre): Drei öffentlichredliche Herren nehmen den Bildungsauftrag ernst, indem sie ihn heiter nehmen. Sagen, Mythen, Legenden und Historisches aus der Wachau und dem Waldviertel werden zum Stoff, den man auf diese Weise auch in der Schule gerne serviert bekäme.

Ob und wieviele Menschen dem Sog des Donauweiberls zum Opfer fielen, bleibt auch nach dieser Deutung offen. Jedenfalls verschafft Zur Wachauerin diesem Thema eine souverän-legere Dramatik, indem sämtliche Verblödelungsgefahr bewältigt wird: Entstaubter kann dieses Donau-Drama nicht behandelt werden.

Geschichtsunterricht vom Feinsten

"in meina wöd" heißt die dritte CD - so auch der Titel des zweiten Tracks: Dieser Wunschkatalog wird ohne Musik vorgetragen und schenkt die Melodie eines Träumers, dem man einfach nicht böse sein will, weil er so glaubhaft verkündet: "in meina wöd san olle krank, nur i bin xund. "

Die schlauen Dürnsteiner, Die zwölf Geschworenen und die Ballad Löwenherz (Musik: Matija Schellander): Geschichtsunterricht vom Feinsten. Auch hier: Weder Musik noch Text will sich jeweils am anderen vorbeischlängeln: Einheit, nicht Brei ist die kluge Devise.

Simandl & "Jeanny"

Frauenpower im 16. Jahrhundert: Wer weiß schon, woher der Begriff Simandl stammt? Grandios die Idee, diese Story mit der Musik von Falcos "Jeanny" auszurüsten! Und wieder: Zur Wachauerin bleibt bei der Sache ohne sachlich zu werden.

Wie einer dem Kirchenbann entkommen will (Die Hunde von Kuenring), wie von zehn Waldviertlern keiner überlebt (Gstaundane Woidviertler), wie der Schutzplanet aller Durstigen heißt (Dranglersun) und welche Metapher einem Menschenkörper verpasst werden kann (Wia da ägyptische Summer) - ein vom Zeitgeist ungegängelter Wolfgang Kühn als Troubadour des 21. Jahrhunderts zu Michael Bruckners filigraner, empathischer Musik: Elf lupenreine Juwelen der Volksmusik!
(Peter Ahorner)


ZUR WACHAUERIN
gilt als einer der großen Hoffnungsträger der neuen österreichischen Volksmusik. "Wachauer Lieder mit Biss" betiteln die drei Musiker aus Ostösterreich ihre Art von Musik. Michael Bruckner und Fabian Pollack bearbeiten die traditionellen Lieder aus der Wachau, dem berühmten Donautal siebzig Kilometer flussaufwärts von Wien, mit zwei Gitarren und geben der Musik eine völlig neue Richtung. Der Dritte im Bunde, Wolfgang Kühn hat neue (Mundart-) Texte geschrieben, die mit den Lyrics des traditionellen Liedgutes jedoch absolut nichts gemein haben. Es wird nicht gesungen, bloß gesprochen, mal langsamer, mal schneller, teils unrhythmisch, teils in einer Art und Weise, die einen Radiojournalisten den Ausdruck "Donaurap" kreieren ließ. 

ZUR WACHAUERIN haben im November 2003 mit "Kalmuk" ihre erste CD veröffentlicht, deren Musik und Texte sich lokaler Besonderheiten annehmen. Die drei großen "W" der Region, sprich Wachau, Waldviertel und Wein stehen im Mittelpunkt der neunzehn Titel.

Traditioneller Charakter bleibt erhalten

Michael Bruckner und Fabian Pollack, ansonsten in zahlreichen Bands tätig, die eher der improvisierten, experimentellen und jazzigen Musik zuzuordnen sind, rücken die bekannten Volkslieder des Wachauer Haus- und Hofkomponisten Prof. Ernst Schandl ("Wachau, Wachau, Du Träumerin") mittels Gitarrenarrangements, -improvisationen und -interpretationen in ein neues Licht, ohne dem traditionellen Charakter der Kompositionen untreu zu werden. 

Wolfgang Kühn steuert die ironisch-schrägen, teils rhythmisierten Texte bei, deren Inhalte mitunter Telefonbüchern und Speisekarten entnommen sind. Ländliche Phänomene wie der Dorftratsch und die Jagd finden in den vorwiegend mundartlich gesprochenen Texten ebenso ihren Niederschlag wie Ausdrücke aus der Weinfachsprache, wie zum Beispiel die Kamptaler Befindlichkeitsvariationen, die mit über vierzig verschiedenen Ausdrücken übermäßigen Alkoholgenuss zu kategorisieren versuchen.

Hindi und Waldviertlerisch

An die 130 Auftritte in den letzten 14 Jahren (darunter "Glatt & Verkehrt", "Donauinselfest" / World Music Bühne und Jazzfestival Saalfelden) haben ZUR WACHAUERIN weit über die Grenzen der Wachau hinaus bekannt gemacht.

Außerhalb Österreichs wurden die drei Musiker bisher nach Passau (2005), Berlin (2005) und München (2011) sowie Jaipur und Delhi (2006) eingeladen, musikalisches Zeugnis davon gibt die Nummer "Mantra in Weitra", die zeigt, daß Hindi und Waldviertlerisch einander gar nicht so unähnlich sind …

Derzeit treten ZUR WACHAUERIN mit einem neuen Programm auf, das sich aus Nummern der neuen CD "ka gmahde wiesn" und einem Querschnitt aus "alten Klassikern" wie "Wachau Blues", "D'Hasnjagd" und "Alphabetische Weinherbstbilanz" zusammensetzt.


Die CDs

2016 "ka gmahde wiesn"
2010 "In meina Wöd" (ORF/Ö1)
2006 Mitschnitt von Zur Wachauerin & Die Strottern "LIVE GLATT UND VERKEHRT" (ORF/ nonfoodfactory)
2003 "Kalmuk" (aRtonal Records)